Foto: Claudio Gärtner
Der deutsche und Berliner Tennissport, der TC 1899 Blau-Weiss und der LTTC „Rot-Weiß“ trauern um
Wolfgang Stuck,
der am 2. Februar 2022 im Alter von 82 Jahren verstorben ist. Stuck spielte von 1958 bis 1966 für den LTTC „Rot-Weiß“; er gewann viele nationale und internationale Titel für unseren Club und war ehrenhalber geführtes Mitglied.
Wolfgang „Paule“ Stuck gehörte zu den Vier „39ern“, die das deutsche Tennis nach dem altersbedingten Ausscheiden Gottfried von Cramms wieder in die Weltspitze führten. Neben Stuck gehörten Wilhelm Bungert, Christian Kuhnke und Diether Ecklebe zu diesem Quartett. Bereits ab 1955, im Juniorenalter, sorgten die „39er“ für Aufsehen im deutschen und internationalen Jugendtennis und gaben zu den größten Hoffnungen Anlass. Wolfgang Stuck gewann schon als 16jähriger das internationale Jugendturnier des „Rot-Weiß“ 1955 und war auch der Erste, der sich im Herrenbereich durchsetzen konnte. Mit 18 Jahren, 1957, wurde er bei den traditionellen Stadtmeisterschaften bei den Zehlendorfer Wespen Meister im Einzel und Doppel.
1959 und 1960 folgten die nächsten Erfolge; er wurde nationaler deutscher Meister in Braunschweig und beendete damit die dreijährige Siegesserie des Exiljugoslawen Milan Branovic. Ebenfalls 1960 gewann Stuck das berühmte „Rot-Weiß“ Pfingstturnier gegen gute internationale Konkurrenz. In der Saison 1960 gab er sein erfolgreiches Debüt im Daviscupteam bei den deutschen Siegen in Prag und Warschau. Zwischen 1960 und 1964 spielte Stuck insgesamt fünf Mal für Deutschland. Stuck gewann viele nationale und internationale Turniere im Einzel und Doppel. Seine besonderen Stärken lagen auf Sandplätzen. Es gab zu dieser Zeit noch keine Computer-Weltranglisten; unter besonderer Berücksichtigung der Ergebnisse bei den vier Grand Slam Turnieren stellten Experten jeweils zum Saisonende eine inoffizielle Weltrangliste von Nr. 1 bis Nr. 10. auf. Da lediglich Paris auf Sand ausgetragen wurde, die anderen drei großen Meisterschaften aber noch auf Rasen (Wimbledon, Forrest Hills und Melbourne), wurde Stuck auf der Weltrangliste nie berücksichtigt. Auf Sandplätzen gehörte er aber mit Sicherheit zu den „Top Ten“ zumindest in Europa.
1963 gewann Stuck die nationale Hallenmeisterschaft von Deutschland, und 1965 führte er die „Rot-Weiß“ Mannschaft zur erstmals ausgespielten Vereinsmeisterschaft, der Vorgängerin der heutigen Bundesliga. In Berlin war er vielfacher Titelträger bei den Stadtmeisterschaften.
Stuck war ein vielseitiger Sportsmann. Handball spielte er beim SSC Südwest und wurde in der Berliner Stadtmannschaft beim traditionellen Neujahrsturnier im legendären Sportpalast repräsentativ eingesetzt. Er war ein hervorragender Athlet und verfügte über eine außerordentliche Fitness. Selbst nach den längsten Nächten in den bekannten Berliner Bars und nach 10 bis 12 Trainerstunden musste es am Ende des Tages noch ein Waldlauf sein.
Sein Heimatverein im Tennis war Blau-Gold Steglitz, bevor er 1958, nach Beendigung seiner Juniorenzeit, zum LTTC „Rot-Weiß“ wechselte. 1966 beendete er seine sportliche Karriere, wurde Trainer und nahm zunächst eine Aufgabe beim TC Weißenhof in Stuttgart an. 1969 verpflichtete ihn der TC 1899 Blau-Weiss als Cheftrainer, bei dem er auch seine neue Heimat fand. Sommer wie Winter gab Wolfgang Stuck bis zuletzt noch Trainerstunden. Er war bei Blau-Weiss nicht nur ein äußerst beliebter Trainer, sondern auch eine anerkannte und höchst respektierte Persönlichkeit. Wolfgangs Eltern, Rolf und Hildegard Stuck, blieben übrigens auch nach Wolfgangs Wechsel im „Rot-Weiß“ und unterstützten den Club in ehrenamtlichen Funktionen. Hildegard half bei der Betreuung von Gästen bei unseren internationalen Turnierveranstaltungen und Rolf war mehrere Jahre Beisitzer im Vorstand und organisierte über Jahrzehnte als „Schleifchenturnier-Papst“ die beliebten Turniere für die Clubmitglieder.
Der LTTC „Rot-Weiß“ verliert mit Wolfgang Stuck einen herausragenden sportlichen Repräsentanten aus früheren Zeiten. Wir trauern um ihn, und unsere Gedanken sind bei seiner Familie und bei seinen vielen Freunden. Wir werden ihn vermissen.
Der Vorstand